96 römische Münzen bei Filsum gefunden
Größter Fund römischer Münzen seit mehr als 100 Jahren auf der ostfriesischen Halbinsel Nach ersten Funden vor über 150 Jahren fanden ehrenamtliche Sondengänger alte Fundstelle
Ehrenamtliche Sondengänger haben in der Nähe von Filsum einen Münzschatz mit 96 römischen Silbermünzen gefunden. Zuvor hatten sie monatelang die Umgebung nach der Fundstelle abgesucht. „Wir kennen die Fundstelle eigentlich schon sehr lange. Sie ist in der Literatur überliefert, der Fundort war allerdings vollständig in Vergessenheit geraten“, erklärte Dr. Jan Kegler, Leiter des Archäologischen Forschungsinstitutes an der Ostfriesischen Landschaft.
Es sei schwierig gewesen, die Fundstelle auszumachen, da Hochspannungsleitungen in der Umgebung Störgeräusche bei den Detektoren verursachten. „Wenn man überlegt, wie viele Stunden und wie viele Hektar an Fläche wir da tatsächlich abgesucht haben, hat sich die Mühe trotzdem gelohnt“, erklärte der ehrenamtliche Sondengänger Carsten Eilts. Mit dem Fund der ersten Münze konnte dann der Suchradius eingegrenzt werden und die Sondengänger konnten in wenigen Tagen rund zwei Dutzend Münzen bergen.
„Nachdem wir mit den Sonden keine weiteren Münzen orten konnten, haben wir einen Grabungsschnitt bis auf 80 Zentimeter Tiefe gemacht und auch in einem halben Meter Tiefe noch Münzen gefunden. Da wussten wir, wir müssen tiefer gehen“, erklärte der ehrenamtliche Sondengänger Sebastian Heibült. An diesem Punkt seien die technischen Möglichkeiten der Sondengänger erschöpft gewesen. Dann wurde gemeinsam mit den Archäologen der Ostfriesischen Landschaft ein Bagger eingesetzt, um den Oberboden vorsichtig in dünnen Schichten auf einem rund 2.000 Quadratmeter großen Areal abzutragen. So sei dann der Schatz von 96 römischen Münzen aus der Erde geborgen worden. „Das ist wie Ostern und Weihnachten an einem Tag. Gerade in Norddeutschland ist es ganz schwierig, etwas Römisches zu finden“, freute sich Sebastian Heibült.
Schließlich sind die Münzen professionell restauriert und konserviert worden. „Das heißt, wir haben die Oberfläche freigelegt, sodass sie anschließend bestimmt und mit einer Schutzschicht überzogen werden konnten. Das Ganze ist zum größten Teil mechanisch erfolgt“, erläuterte Lena Geidner, Restauratorin von der Werkstatt für Restaurierung - Niedersachsen aus Vorwerk. Dabei hätten die einzelnen Geldstücke unterschiedliche Korrosionszustände gehabt, manche seien mit einer wachsartigen Schicht überzogen gewesen. So habe sie sich äußerst vorsichtig an die eigentliche Münzoberfläche herantasten müssen.
Bei den meisten Fundstücken war eine Bestimmung möglich. Sie stammen aus dem ersten und zweiten Jahrhundert nach Christus. Nun planen die Finder gemeinsam mit der Ostfriesischen Landschaft eine Ausstellung der Münzen, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Restaurierung und Präsentation der Münzen findet im Rahmen eines Citizen Science-Projektes statt, das die Ostfriesische Landschaft begleitet. Fördermittel stammen aus der Regionalen Kulturförderung sowie von der RVB Bürgerstiftung Ostfriesland. „Das ist schon klasse, dass wir Bürger haben, die sich so sehr in ihrer Freizeit für wissenschaftliche Themen engagieren“, lobte Kegler den Einsatz der Sondengänger.
Sebastian Schatz