Die Chemie stimmt
Treffen des Literarischen Polymers Ostfriesland am 29.10.2024

Das „Literarische Polymer Ostfriesland“ hat getagt. Am 29.10.2024 trafen sich einige repeat units (Polymer: Stoff, der aus Makromolekülen besteht, die sich aus gleichartigen molekularen Bausteinen, sogenannten Wiederholeinheiten (repeat units), zusammensetzen) bei Welf-Gerrit Otto im Haus der Ostfriesischen Landschaft. Neben Welf-Gerrit waren anwesend: Rudi Opper, Martin Plaisier, Klaus Neu und Rodion Farjon. Bei einer Tasse Tee lernten sich die Anwesenden erst einmal kennen. Der darauffolgende Austausch im Polymer war lebhaft. Man konnte beobachten, dass die Aktivität der repeat units unterschiedlich intensiv und ausdauernd ausfiel. Positiv erwähnt werden muss, dass es jedoch nicht zu ständigen Wiederholungen („repeat“ units) kam.
Klaus Neu las zwei kleine Geschichten vor, worauf sich eine kurze Diskussion über einige Gestaltungsaspekte entspann. Alsbald wurde geklärt, dass die Teilnehmer sich grundsätzlich der Kritik stellen. Sie ist niemals gegen die Person gerichtet, sondern bezieht sich auf das Werk und gibt eine Meinung wieder, die man nicht teilen muss.
Daraufhin entwickelte sich eine Diskussion über die Definition des Kunstbegriffs. Da hat Josef Beuys uns etwas eingebrockt. Verkürzt heißt es: „Jeder Mensch ist ein Künstler“. Diese Definition setzt Kreativität mit Kunst gleich. Und gerade in der bildenden Kunst fühlt sich nun jede(r) berechtigt, sich Künstler zu nennen. Das setzt jegliches Qualitätskriterium außer Kraft und somit müsse man jede Person die malt, zeichnet oder auf einem anderen Wege Bilder erschafft und auch jede Person, die dreidimensionale Konstrukte herstellt in einen Kunstverein aufnehmen. Die einzige Alternative ist die Anwendung von Auswahl- oder Qualitätskriterien. Mit einem solchen Vorgehen verneint man jedoch den „erweiterten Kunstbegriff“ und orientiert sich an traditionellen Vorstellungen, wie sie an den Kunstakademien üblich waren.
Das gleiche Dilemma tut sich bei der Schriftstellerei auf. „Schreibt“ eine Person „nur“, oder produziert sie Literatur? Dennis Scheck hat da wenig Skrupel. Aber auch er kann nicht verhindern, dass der Büchermarkt lawinenartig überschwemmt wird mit Titeln, die entweder von vornherein keine Käufer finden und solchen, die weggehen wie warme Semmeln und ein Jahr später vergessen sind.
Und das Polymer? Es ist offen für Diskussionen und für „units“, die sich gerne unterhalten und dazu lernen wollen. Steckt in dem Wort nicht zweimal „mehr“? Poly = mehr, verschieden. Und dem „mer“ ist nur das „h“ abhandengekommen.
Doppelt hält besser.
Wer interessiert ist, mag beim nächsten Mal dabei sein: 26. November um 14.00 Uhr in der Kulturagentur in Aurich. Anmeldungen sind erbeten.
Rodion Farjon
In diesem Beitrag erwähnt
Ostfriesische Landschaft
Kultur, Wissenschaft und Bildung
Regionale Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft
Kunst und Kultur für eine lebenswerte Zukunft
Rudi-Philipp Opper
Maler & Schriftsteller
Detlef M. Plaisier
Autor, Journalist und Verleger mit Herz für Ehrenamt und Politik
Rodion Farjon Grafiker, Schriftsteller, Satiriker
Keine Kunst ist auch keine Lösung.
Literarisches Polymer Ostfriesland
„Das Ziel des Schreibens ist es, andere sehen zu machen“ [Joseph Conrad]